Pietro II. Orseolo

Die Heiligen Johannes und Paulus, Teil eines Diptychons, Byzanz um 990, Archäologisches Nationalmuseum Venedig

Pietro II. Orseolo (* 961 in Venedig; † 1009 daselbst) war, folgt man der sogenannten venezianischen Tradition, also der seit dem 14. Jahrhundert verstärkt staatlich gesteuerten Geschichtsschreibung der Republik Venedig, ihr 26. Doge. Der in den zeitlich näheren Quellen als Petrus, venezianisch Piero, bezeichnete Doge, meist um den Familiennamen Ursoylus oder Ursiulus ergänzt, später Ursiollo, regierte von 991 bis 1009.

Er gilt als bedeutendster Doge der venezianischen Frühzeit (Gerhard Rösch).[1] Über keinen Dogen des Frühmittelalters sind wir zugleich so genau in Kenntnis. Dies liegt daran, dass Johannes Diaconus, der Verfasser der Istoria Veneticorum, einem der ältesten venezianischen Geschichtswerke, nicht nur Zeitgenosse war, sondern persönlich in Diensten des Dogen stand und auf höchster diplomatischer Ebene agierte. Da seine Chronik mit Petrus II. abbricht, ist die Quellenlage bei seinen Nachfolgern sehr viel ungünstiger.

Unter dem militärisch überaus erfolgreichen Dogen begann eine Phase der verstärkten ökonomischen Expansion Venedigs in den Adriaraum, wo Petrus die Piraterie am Ostufer bekämpfte und die Macht der dortigen Narentaner brach. Auch wenn die Städte Dalmatiens keineswegs dauerhaft Venedig unterstellt wurden, so wurde der daraus geborene Anspruch dennoch nie aufgegeben. Durch die neue Sicherheit für die Schifffahrt – verstärkt noch durch die Eroberung des von Sarazenen besetzten Bari im Jahr 1002 oder 1003, das er dem Kaiserreich zurückgab – dehnten sich dichtere Handelsbeziehungen bis nach Konstantinopel, zugleich aber auch in das Römisch-deutsche Reich in stark erhöhtem Maße aus. Eine Reihe von Verträgen sicherte die Grenzen des flächenmäßig kleinen Staates, dessen Händler erstmals in beiden Kaiserreichen privilegiert wurden und die bald einer eigenen Gerichtsbarkeit unterstanden. Dazu trugen sowohl freundschaftliche Beziehungen zu den Kaisern der beiden Großreiche, als auch Eheprojekte seiner beiden Söhne Giovanni (Johannes) und Ottone (Otto) bei, die nacheinander Mitdogen wurden. Der ältere Sohn, Johannes, starb mitsamt seiner byzantinischen Ehefrau Maria und ihrem gemeinsamen Sohn Basilios, benannt nach Kaiser Basilios II., an einer Epidemie, die in der Historiographie als „pestilencia“ bezeichnet wurde. An seiner statt folgte der jüngere Sohn Ottone, dessen Name auf Kaiser Otto III. zurückging und der sein Taufpate war, seinem verstorbenen Vater im Dogenamt.

  1. Gerhard Rösch: Orseolo, Petrus II. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1477.

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